Lesbischer Herbst 2006

Wann mein Rückgrat gerade ist, bestimme allein ich – Lesben und Politik

Die schwulen Bürgermeister zeigen uns, wie es geht. So scheint es – aber: Wie inszeniert sich eine lesbische Spitzenpolitikerin authentisch und fachkompetent? So schön es wäre, offen lesbisch lebende Politikerinnen als Identifikationsfiguren zu haben, wäre es doch kontraproduktiv in Hinblick auf die Durchsetzung von Inhalten, so dass Politik für Lesben derzeit nicht von Lesben gemacht wird – jedenfalls nicht sichtbar.

Ob die Wahrnehmung von Lesben in der Politik mit der Wahrnehmung von Politik durch Lesben zusammenhängt?

Wie Politik beschaffen sein muss, um für Lesben im besten Parlamentsalter von 49+ attraktiv zu sein, wird ein weiteres Thema sein.

Gestaltung: Agnes Witte, Landtagsreferentin

(Un-)Sichtbarkeit älterer Lesben in der Gesellschaft

Als junge Lesben werden wir mit Sexualität assoziiert, als alte Lesben mit Einsamkeit – falls die Gesellschaft überhaupt wahrnimmt, dass es uns gibt. Das haben wir mit allen anderen Frauen gemeinsam: Die Älteren erscheinen als Randfiguren, bestenfalls als Enkel betreuende Oma oder grauhaarige Rentnerin auf der Parkbank. In besonderem Maße gilt dies für ältere Lesben, einzeln wie auch als Paare. Dies gilt es zu ändern – im „Lesbischen Herbst“ sollen unsere gewachsene Stärke und Sinnlichkeit, unsere Klugheit und Lebenserfahrung, unsere Verbundenheit und Freiheit im letzten Drittel des Lebens sichtbar werden. Zur Einstimmung liest Luise F. Pusch eigene Texte zur (Un-)Sichtbarkeit von Frauen im allgemeinen und Lesben im besonderen.

Gestaltung: Prof. Dr. Luise F. Pusch, Sprachwissenschaftlerin, Frauenbiografieforscherin und Autorin

Der Weg der Weisen Frauen - Hexenkunst in den Alltag gebracht

Der Weg der Weisen Frauen hat seine Wurzeln in der alten Frauenkultur, die vor mehr als 4000 Jahren die höchste Schöpfungskraft in der Großen Göttin und in jeder Frau geehrt hatte. In diesem Vortrag wollen wir vorstellen, wie die moderne Hexe an die uralten Ausdrucksformen der Spiritualität anknüpft, wie sie die Verbindung mit den großen Zyklen von Erde und Kosmos lebt und wie sie eingebunden im Großen Netz des Lebens ihre Kraft sowohl als Schöpferin als auch als Geschöpf erfährt.

Referentinnen: Ursa Illgen und Sirilya Dorothee von Gagern, spirituelle Lehrerinnen

Lesbisches Leben angesichts fundamentalistischer Entwicklungen in den Religionen

In diesem Workshop werden wir die fundamentalistischen Entwicklungen gegenüber Lesben und Schwulen und deren Sichtbarkeit - von homophoben Übergriffen in Osteuropa in letzter Zeit bis zur Todesstrafe in acht islamischen Ländern - betrachten, um ihr Auftreten und ihre Funktion zu verstehen. Es sollen aber auch ermutigende Beispiele von lesbischem Leben in den Religionen zur Sprache kommen.

Referentinnen: Randi O. Solberg, Journalistin (Oslo/Berlin), und Dr. Kerstin Söderblom, Theologin (Frankfurt am Main)