"Die wunderbarste Nebensache der Welt"?
Haben Lord Byron's Worte: "Man's love is of man's life a thing apart; 'Tis woman's whole existence" noch immer Bestand oder können wir inzwischen auch für Frauen von der „wunderbarsten Nebensache der Welt“ sprechen?
Wenn wir auf die letzten Jahrzehnte zurückblicken, scheint sich die allgemeine Einstellung zur weiblichen Sexualität verändert zu haben, positiver geworden zu sein. Ist das wirklich so? Und wie steht es um die Haltung der Frauen selbst zu ihrer Sexualität? Welche Bedeutung und welchen Stellenwert weisen sie selbst ihr zu? Wieviel innere Sicherheit und Selbstbewußtsein braucht es, um zur eigenen Lust, zum eigenen Begehren und zur eigenen sexuellen Identität zu finden und dazu zu stehen?
Ausgehend von den Konzepten der weiblichen psychosexuellen Entwicklung, die die klassisch-orthodoxen Positionen der frühen Psychoanalyse weiterentwickelt bzw verlassen haben, wird die Hypothese erörtert, daß gerade lesbische Frauen zur Beantwortung dieser Fragen einen wesentlichen Beitrag leisten können.
Referentin: Marina Gambaroff, Psychoanalytikerin und Autorin
Jenseits der "Zweierkiste" - Sexualität außerhalb klassischer Paarbeziehungen
Auf immer und ewig. So beginnen die schönsten Liebesgeschichten. Ein Paar zieht zusammen, lässt die Partnerschaft eintragen, plant die Zukunft mit oder ohne Kinder, manchmal mit einem gemeinsamen Arbeitsprojekt. Irgendwann, aus heiterem oder bewölktem Himmel, der Sex meist in den Hintergrund gerückt, verliebt sich eine von beiden in eine andere oder die Paarstruktur wird zu eng. Aber Liebe oder Verbundenheit ist noch da, vielleicht ein gemeinsames Haus oder Zukunftsplan fürs Rentenalter.
Wenn eine Liebe nicht einfach die nächste ablösen soll, wenn nicht Trennung, sondern eher Veränderung der Beziehung zur Debatte steht, wie diese neu gestalten?
Immer schon hat es Versuche und Modelle gegeben, anders als in serieller Monogamie zu leben - dabei geht es um Liebe, Sex, Freundschaft, um Generationsunterschiede, Zeitmanagement, Geld, Altersvorsorge, um Ängste und Visionen.
In diesem Workshop wollen wir Erfahrungen von Single- oder Mehrfachlieben austauschen – besonders mit Blick auf die zweite Lebenshälfte. Welche Rolle spielt der Sex dabei, welche Freuden und Leiden sind damit verquickt? Was hat es mit dem Treue-Begriff auf sich? Wie individuelle Freiheiten und Unabhängigkeiten leben? Wir wollen über Möglichkeiten und Unmöglichkeiten diskutieren, manches überdenken oder neu denken, dabei Monique Wittigs Appell nicht vergessen: „Notfalls erfinde.“
Referentin: Traude Bührmann, Schriftstellerin
Sexualität und Spiritualität
In diesem Playshop möchte ich Verbindungen dieser beiden Liebes- und Lebensbereiche aufzeigen und einen Austausch darüber anregen, wie die jahrhundertelange Polarisierung, Entfremdung und Spaltung zwischen Körper und Geist, Sexualität und Spiritualität Schritt für Schritt überwunden werden kann.
Nach einem kurzen Impulsvortrag gibt es ein paar Atemübungen zu den Hauptchakren, die diese Verbindungen spürbar werden lassen.
Nach einer Pause demonstriere ich dann an „Luise“ (einem Kissen in Yoni-Form), wie eine sexuelle Massage über den Weg der Weitung der Lust zu spirituellen Erfahrungen führen kann.
In dem anschließenden Austausch geht es um ein Zusammentragen weiblichen Wissens und Spürens der Kraft, die in uns entstehen kann, wenn wir über die Pseudo-Wirklichkeit patriarchalen Spaltungsdenkens lachen und in uns die tiefen Zusammenhänge von Sexualität und Spiritualität als fühlbare Wirklichkeit ernstzunehmen lernen.
Der Playshop ist für Lesben jeden Alters mit und ohne Handicaps geeignet. Auch derzeit aktive sexuelle oder spirituelle Erfahrungen sind dafür nicht nötig.
Stattdessen eignen sich Neugierde und eine offene Haltung des Fragens.
Referentin: Christa Schulte
Sexualität und Scham: Tabuisierung des weiblichen und lesbischen Begehrens
Wenn wir mit Schamgefühlen in Kontakt kommen, die unsere Weiblichkeit betreffen, löst dies in uns unterschiedliche, oft heftige Gefühle und Reaktionen aus. Ebenso wie die Berührung der weiblichen „Scham“. Nicht umsonst macht unsere Sprache die Doppeldeutigkeit von Scham deutlich!
Als lesbische Frauen kennen wir dieses Thema oft sehr gut und leidvoll. Eng verwoben hiermit sind in der psychosexuellen Entwicklung zur homosexuell-orientierten Frau spezifische Ängste, Hemmungen, Selbstwertprobleme und das Tabu des lesbischen Begehrens. Erst die Überwindung der daraus resultierenden Scham ermöglicht einen lustvollen, erfüllenden, befreiten Umgang mit unserer Sexualität.
In diesem Workshop gehen wir diesen besonderen Verbindungen nach und reflektieren die sich hierdurch ergebenden Prozesse. Über theoretische Auseinandersetzung wie Sprechen über unsere jeweiligen Lebenserfahrungen sowie durch kleine praktische Übungen zur Selbstwahrnehmung und -akzeptanz und eigene Ideen in der Gruppe wollen wir einen bewussteren und offeneren Umgang mit weiblichen Schamgefühlen wie auch mit unserem Lesbisch-Sein verstärken.
Referentinnen: Christina Bauer, Ärztin für Psychotherapie und Psychosomatik, und Antje Doll, Diplom-Psychologin
BewegungsLust: Spielen mit der KörperBewegung
Im Workshop möchte ich mit den Teilnehmerinnen BewegungsLust in jeder wecken und stärker bewusst werden lassen. Im Sinne Audre LORDEs wird es dabei um den Kontakt mit der „EigenMacht der Erotik“ oder mit Mary DALY um „Pure Lust“ gehen.
Wann und wie entsteht der „Flow“ in der Bewegung mit sich oder im gemeinsamen Sport/Tanz, in dem einzig das Jetzt, das Lachen des Körpers mit dem Herzen leise oder laut Ton gibt und uns über das gesundheitsfördernde Training hinaus tief erotisch berührt und nährt? Welches Potential wird geweckt? Können wir es politisch mit Macht füllen?
BewegungsLust kann eine für sich und in der Begegnung mit anderen vielfältig erleben. Wann macht uns die Berührung mit der Bewegungserotik Angst? Kann sich Sinneslust für Lesben mit negativen Körper- und Bewegungserfahrungen oder für aktive Sportlerinnen neu entwickeln? Welche achtsamen Formen kann eine/können wir finden, ohne die Lust zu über – gehen? Gibt es mitunter auch in Lesbengruppen hinderliche Normen in Regeln und Verhaltensmustern?
Bewegte Praxis wird im Workshop mit theoretischen Hintergründen und Bildern aus der Feministischen Sport- und Bewegungskultur verwoben, so dass es neben KörperBewegungs- auch Kopfphasen geben wird.
Der Workshop ist für Lesben jeden Alters mit und ohne Handicaps geeignet.
Bitte bequeme Kleidung und dicke Socken mitbringen.
Referentin: Susanne Bischoff, Diplom-Sportlehrerin und Bewegungstherapeutin