Professorin, Supervisorin und Therapeutin, war bis vor kurzem jahrelang an der Fachhochschule Köln tätig, wo sie auch Leiterin des Instituts für Geschlechterstudien war.
Die Scham ist vorbei...!?
Dieser Satz ist ursprünglich der Titel eines Buches von Anja Meulenbelt, einer holländischen feministischen Soziologin, die ihre erste Frauenliebe in diesem Buch verarbeitet und öffentlich macht. Der Bogen von dort, von den 70er Jahren bis heute, ist sicherlich – besonders was die politische und soziale Identität von Lesben betrifft – sehr weit zu spannen.
In den 70er Jahren ging es darum, im Schutz der Frauenbewegung eine Vision von öffentlicher lesbischer Lebenskultur zu entwickeln, sich einzumischen und die doppelte Diskriminierung sichtbar zu machen.
Seitdem hat sich Einiges geändert: Heute ist es beispielsweise für jüngere Lesben selbstverständlich, dass ein Frauenpaar zwei Kinder vom gleichen Spender mit unterschiedlichen Müttern aufzieht. Und gleichzeitig äußert sich Miriam Meckel, eine bekannte Kommunikationswissenschaftlerin in der Zeitung kritisch dazu, dass sie sich mit ihrer Frauenbeziehung outen müsse, wenn sie mit ihrer Partnerin Anne Will bei öffentlichen Anlässen an einem Tisch sitzen wolle.
Auf dem Weg zu diesen beispielhaften Widersprüchlichkeiten liegen Auseinandersetzungen mit offizieller Frauenpolitik und „Heteras“, Kampagnen, Märsche, das „Sichtbar werden“ – „out of the closet“ – als der stetige Kampf gegen Diskriminierung und Gewalt. Die gesellschaftliche Situation von Lesben scheint nach wie vor eingebunden in die Möglichkeiten, die Frauen in unserer Gesellschaft zugestanden werden.
Von Gleichstellung kann sicherlich nicht gesprochen werden und in zentralen gesellschaftlichen Feldern wie Ökonomie und Politik sind alternative Lebensstile wie Homosexualität entweder exotisch und besonderer Aufmerksamkeit wert oder sie werden nach wie vor als Karrierehindernis gesehen.
Dominanz- und Gewaltverhältnisse und deren Auswirkung sind so nach wie vor zentrale Inhalte von Frauen- und Lesbenpolitik, nur die Zeit der Scham und der Stille ist vorbei. Dabei hat sich das Gesicht der Benachteiligung verändert, es gibt neue Verdeckungszusammenhänge mit anderen Qualitäten.
Diese „Schlaglichter“ werden im Vortrag hergeleitet und vertieft. Die Thesen bieten sowohl Anhaltspunkte für Rückblicke wie auch für eine Auseinandersetzung mit neuen und veränderten Betrachtungsmöglichkeiten der gesellschaftlichen Position weiblicher Homosexualität zu Beginn des 21. Jahrhunderts.